Freitag, 29. Juni 2012

TAG 9 - Gammel-Groundnutsoup


29.06.12 TAG 9 – Gammel-Groundnutsoup

Schon mal Grün vor Übelkeit geworden? Also so richtig grün wie in Comics? Ich schon! Beide Male in Ghana und das zweite Mal genau heute.
Da es seit gestern Abend nicht zu regnen aufgehört hat, habe ich heute Morgen mit dem Internet gekämpft um den Blog zu aktualisieren und einfach Office-Zeug zu erledigen. Aber auch wenn man sich nicht so viel bewegt, wird man irgendwann hungrig. So sollte das Highlight des Tages der erste Besuch in der Chop-Bar um die Ecke werden.  Eine kleine Hütte mit winzigen Tischchen. Man kann schon von draußen die Groundnutsoup riechen. Wir bestellen uns diese ghanaische Köstlichkeit mit Banku, obwohl doch einige Fliegen um den Topf schwirren. Aber da ich weiß, dass diese Töpfe für gewöhnlich auf kleinen Kohleofen stehen (auch wenn ich in diesem Fall keinen davon erblicken kann, da alles hinter der Bar ist) mache ich mir vorerst keine Sorgen. Beides wird, wie immer, in vielen kleinen Plastiksackerl abgefüllt und uns überreicht. Zuhause wird die ölige Suppe in Teller gegossen und schon kann losgelöffelt werden. Es befinden sich sogar 2 Fleischstücke darin – Teile von Kuhfüßen, eine ghanaische Spezialität. Aber schon nach dem ersten Bissen, erinnere ich mich wieder warum ich nicht der größte Fan der Cowlegs bin – glibbriges Bindegewebe und Fett, sind nicht unbedingt meine Leibspeiße und die Spuren an Fleisch die einem zwischen den Zähnen hängen bleiben sind eigentlich nicht erwähnenswert. Nelson probiert sein Stück Fleisch und dieses entpuppt sich als unkaubarer Sehnenpatzen. Die Geräusche, die er beim Versuch dieses Stück zu Kauen macht, lassen sich meinen Appetit verflüchtigen und als ich ein wurmähnliches Gebilde und einen Fischkopf in meiner Suppe finde ist das Mahl beendet.
Von Minute zu Minute wird uns schlechter, aber da ich mir einbilde noch in die Stadt spazieren zu müssen um eventuell Teile für eine Wasserstrahlpumpe zu finden, gehen wir bei Regen los. Nach 15 Minuten endlich in der Stadt angelangt, drehen wir unverzüglich um, da keiner von uns beiden sich auf der Straße übergeben möchte und somit als Gesprächsthema für die nächsten Wochen zu dienen. Wir schleppen uns Heim, stellen uns zu beiden Seiten des Bettes Eimer auf.

In den späten Abendstunden (also so gegen halb 7 herum, wenn die Sonne untergeht) haben wir uns wieder einigermaßen erholt und versuchen schließlich das Projekt „Wasserstrahlpumpe“ doch noch zu realisieren. Nelson entpuppt sich als wahrer Mc Gyver und bastelt aus 2 Eppis, einer 100 µl Pipettenspitze, Schlauchresten vom Autoklaven und nem Kaugummi - hihi, ok das ist jetzt ein Scherz! Es war nur ne Menge Klebeband -  eine Wasserstrahlpumpe.
Aber der Feinschliff fehlt der guten Pumpe noch, doch wir beschließen, das am nächsten Morgen fertigzustellen,  um vor dem ersten großen Experiment noch genügend Schlaf zu bekommen.

Donnerstag, 28. Juni 2012

TAG 8 - Zentrifugen-Mysterium & die geheime Box für den Computer


28.06.12 TAG 8 Zentrifugen-Mysterium & die geheime Box für den Computer

Nachdem die Spannung in unserem Labor auch früh am Morgen nicht ausreicht ist Monikas letzte Idee, dass wir die Zentrifuge wieder ins Hauptgebäude bringen, denn dort ist angeblich das Stromversorgung weniger problematisch. Gesagt – getan. Nelson schleppt das Zentrifugen-Monster in unseren Schlafsaal und probiert sie am Boden. Außer einem Stromschlag keine Reaktion. Somit wandert sie auf mein Nachtkästchen (eines dieser schönen Krankenhauskästchen mit ausziehbarem Tisch auf der Seite), wird dort angesteckt und zum ersten Mal funktioniert sie auch.
Parallel dazu überlegen wir uns wie wir unseren Computer für die Messungen am besten am Dach unseres Labors platzieren. Der rote Hartschalenkoffer wirkt zwar ziemlich stabil und auch die Zippverschlüsse wären optimal um die Stromversorgung für unseren Computer und WADIs zu ermöglichen, aber leider schreit er, durch sein leuchtendes Rot gerade zu „nimm mich“ und da rund um die Klinik immer viele Leute unterwegs sind, beschließen wir für den Computer ein besseres Versteck zu basteln. Eine alte Kartonschachtel umwickelt mit Plastiksackerl, stellt sich als unauffälligste Verkleidung heraus (sie fühlt sich richtig wohl, umgeben von all den anderem Müll hier auf der Strasse).
Während Nelson klebt und schneidet übersiedle ich im Labor unten meinen E.colli in Bouillon und bereite weitere Agar-Platten vor – die ersten 250 Stück sind somit fertig vorbereitet und warten nur darauf verwendet zu werden. Außerdem verteile ich den Wein aus unserer Glasflasche, denn auf 5 Liter nicht billigen Billigwein kann ich gerne verzichten.
Monika möchte mit uns zu Abend essen und als wir gerade fertig sind im Labor und uns auf den Weg machen wollen, präsentiert sich uns die Regenzeit zum ersten Mal von ihrer stürmischsten Seite. An ein Verlassen der Clinic ist nicht zu denken, außer wir finden hier irgendwo in Monikas Schätzen ein Schlauchboot, denn der Platz vor der Klinik hat sich bereits in einen See verwandelt. Aber wir versuchen einfach das Beste aus unserer Gefangenschaft zu machen und setzten uns vor unserem Zimmer zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen. Wir haben Brot, Instantsoup, Tomaten, Zwiebel, Avocado (das wird dann die 3. die wir heute verspeisen) und Schwarzbier zur Verfügung.

Der Regen ist nun mittlerweile schwächer geworden und schon hört man aus der Nachbarschaft wieder dröhnende Musik die uns hoffentlich bald in den Schlaf hämmert.

Mittwoch, 27. Juni 2012

TAG 7 - Kintampo ganz privat


27.07.2012 TAG 7 – Kintampo ganz privat

Wir starten unseren Tag mit einem herrlichen Frühstück, mit gegrillten Würstchen und Butter und einem Berg frischer Mangos und machen uns anschließend auf einen Erkundungsspaziergang durch die umliegende Gegend. Bäume und Pilze sind Father Othmars Hobby uns so erfahren wir viel über die lokale Vegetation. Was uns jedoch besonders gefällt ist, dass wir ungestört herumspazieren und Fotos machen können, da hier jeder Father Othmar kennt. Selten hatte ich ihn Ghana so einen ruhigen Spaziergang, ohne alle 10 m mit Obroni-Rufen willkommen geheissen zu werden.








Auch am Markt führt er uns herum, zeigt uns die Gewürze, erklärt uns ihr Verwendung und bringt uns in einen Schupfen, in dem lokales Bier „Pitu“ (gebraut mit Hirse, aber eher wie Most schmeckend) erhältlich ist. Ohne ihn wären wir nie auf die Idee gekommen, dass sich hinter solch einer Baracke, lokale  Köstlichkeiten verstecken.
Aber schließlich müssen wir uns doch wieder auf den Weg machen, da wir noch vor 14 Uhr wieder in Kumasi sein wollen um die Einkäufe vor dem alltäglichen Feierabendstau zu bewältigen. So nett und freundlich die Dorfbewohner sind, so betrügerisch sind die Geschäftemacher in der Stadt. Im europäischen Supermarkt dürfen wir anstatt der angeschriebenen 50 Ghc 65 Ghc für die wunderbare Glasflasche mit Grindwein zahlen – wir sind schließlich Obroni, wir können (und in diesem Falle müssen) uns das leisten.
Wir schaffen es schließlich noch vor dem Megastau aus der Stadt raus und Zuhause angekommen werfe ich gleich einen Blick auf meine Kulturen – der Bakterienschutzpatron hat mich erhört! Überall wunderschöne Kulturen. Somit kann ich den nächsten Schritt anfangen vorzubereiten – wieder ein neues Zuhause, zumindest für eine der Kulturen, in das E. coli morgen umziehen darf.

Dienstag, 26. Juni 2012

TAG 6 - Jesus war auch nur ein Kommunist



26.06.2012 TAG 6 „Jesus war auch nur ein Kommunist“


Welches Bild hat man vor Augen, wenn man von Missionaren hört? Meines war eher negativ behaftet – strikt gläubige Menschen, die versuchen andere um jeden Preis zur eigenen Religion zu bekehren. Nun, heute wurde ich eines besseren belehrt!
Der Tag hat damit begonnen, dass wir um 5:30 aufstehen um die Zentrifuge zu testen. Wir erhoffen uns zu dieser Uhrzeit, weniger Spannungsverluste, da hoffentlich noch alle anderen in Ihren Betten liegen und träumen. Während Nelson sich seine ersten Stromschläge holt,  überimpfe ich meine Kulturen zum ersten Mal von ihren winzigen Transportröhrchen auf unsere frischen Agarplatten, und sende Gebete an den Schutzpatron aller Bakterien (ob das Robert Koch ist?!), dass die Strapazen hoffentlich doch nicht zu viel für sie waren.
Kurz darauf holt uns Monika mit einem Taxi ab und wir fahren in die Stadt um uns nach einer großen Glasflasche und Zentrifugengefäßen in der richtigen Größe für unsere Versuche umzusehen. Das Viertel „Adum“ ist ein brodelnder Händlertopf und so gut wie alles ist hier erhältlich, man muss nur wissen wo. Wir klappern einige Geschäfte ab, aber werden nicht fündig. Als wir schließlich in einen Supermarkt für Europäer gehen und schon gar nicht mehr erwarten fündig zu werden, steht sie plötzlich vor uns: eine 5 Liter Glasflasche gefüllt mit Importwein. Aber die Flasche muss bis morgen warten, denn wir besuchen heute Monikas Freund – Father Othmar, der Missionar.
Die Fahrt  von Kumasi nach Kintampo dauert ungefähr 3 Stunden (Kosten: 6,50 Ghc ~ 3 €), wovon ich die meiste Zeit verschlafe. Ich finde die Vibration des Trotros einfach zu entspannend, aber vielleicht täusche ich mich auch und ich bin einfach nur zu Benebelt von den Abgasen der Stadt und dem Wassermangel, um nicht während der Fahrt ein Klo erhoffen zu müssen.
Father Othmar ist Österreicher und lebt seit 35 Jahren in Ghana. Im Rahmen seines letzten Projekt hat er das Gebäude errichtet, das ein kleines Türmchen besitzt und auch ein kleines Guesthouse beinhaltet. Er ist schon viel in der Welt gereist, aber in Ghana hat er seine Liebe gefunden und dies zeigt sich darin, dass er Twi und einige andere Dialekte spricht und versucht möglichst einfühlsam die ghanaische Kultur zu verstehen.



Wir bringen nur schnell unsere Sachen in unsere einfachen, aber dennoch charmanten Zimmer und machen uns auf den Weg zum Fuller-Waterfall. Kintampo ist nämlich vorallem für seine Wasserfälle bei Touristen bekannt. Mit 80 km/h brettern wir eine Strasse entlang die aussieht wie Schweizer Käse, aber zum Glück nicht staubt, da ja Regenzeit ist. Und so präsentiert sich auch der Wasserfall – ein vom Regen übervoller, reisender Strom, der sich seinen Weg einen Hang hinab bahnt. In der Trockenzeit kann man hier baden gehen und sogar hinter den Wasserfall spazieren, aber daran ist heute gar nicht zu denken. Der Ausblick vom kleinen Picknickplatz (von einem Bruder von Father Othmar errichtet) hat etwas meditatives. Direkt neben dem Wasserfall kann verschlägt es einem aber den Atem, einerseits wegen des Anblicks und andererseits da durch die Kraft des Wassers ein starker Wind feine Tröpfchen durch die Luft wirbelt.






Wieder zurück in Father Othmars Haus, schnappen wir uns ein Star-Bier als Sundowner und begeben uns auf den Turm. Sowohl das Geländer des Turms, als auch 2 Tore zeigen seine Vorliebe für Beatles-Songsdenn sie enthalten Titel von Beatlessongs und ich bin einfach nur verzückt von der netten Idee. Die Aussicht vom Turm ist umwerfend,  da Ghana, bis auf einen Berg im Osten (~ 1000 m) relativ flach ist. Wir genießen den Sonnenuntergang mit unserem Bier und reden über Gott und die Welt, wobei sich

vor allem beim Thema Gott herausstellt, dass Father Othmar nicht das ist was ich mir unter einem Missionar vorgestellt hatte, denn von Zwangsbekehrung keine Spur. Offenheit und Respekt gegenüber allen Religions- und Weltanschauungsbildern zeichnet ihn aus, denn schließlich war Jesus auch nur ein Kommunist! Es ist interessant wie beim Spiritualität mit Reisen zusammenlaufen und so dürfen wir auch beim und nach dem Abendessen an seinen Erfahrungen teilhaben. Auch von Monika erfahren wir bewegendes über ihr Leben in Ghana.

Wir gehen schließlich kurz vor Mitternacht ins Bett, mit dem Gefühl viel über die ghanaische Kultur dazugelernt zu haben und mit tiefem Respekt vor diesen beiden Menschen, die ihr Leben voll und ganz diesem Land gewidmet haben.

Montag, 25. Juni 2012

TAG 6- Autoklavieren und Suchen


25.06.12 TAG 6 – Autoklavieren und Suchen

Unser Tag beginnt mit der Information, dass der Elektriker im Haus ist, falls wir etwas von ihm benötigen sollen wir es ihm einfach sagen… Wir brauchen eine Steckdose an der Außenwand unseres Labors! Nelson würde dies bewerkstelligen in dem er die ungenutzte Lampenfassung an der Wand gegen eine Steckdose austauscht – geschätzte Arbeitszeit: 3 Minuten, benötigte Arbeitskräfte: 1 Person! Aber wir scheinen ganz vergessen zu haben, dass es in Ghana doch nicht so einfach geht! Der Elektriker kommt, hört sich unsere Wünsche an und verschwindet. 5 Minuten später kommt er wieder, bringt die Steckdose mit und verschwindet wieder. 10 Minuten später kommt er mit einem 2. Jungen Herren zurück, analysiert den Ort an dem die Steckdose angebracht werden soll und nun verschwinden beide um 5 Minuten später mit einem 3. Jungen Herren zurückzukehren. Wieder wird der Steckdosenplatz analysiert und diesmal sogar ein Schraubenzieher gezückt, gefolgt von einer Diskussion. Alle 3 stürmen anschließend in mein Labor analysieren dort die Schalter und kehren  wieder zu der Steckdose zurück. Schließlich wird nach einer letzten Diskussionsrunde im Labor, doch an dem Schalter im Labor geschraubt. Dieser Vorgang wiederholt sich einige Male bis schließlich eine Dreiviertelstunde nach eintreffen des 1. Elektrikers es schließlich vollbracht ist– wir besitzen eine Steckdose an der Außenmauer die mit einem Schalter im Labor eingeschaltet werden kann.  Monika klärt uns schließlich auf: der 1. Elektriker war der Meister, der 2. sein Lehrling und der 3. junge Herr war bloß zu observierungszwecken gerufen worden! Nun ist uns alles klar!
Anschließend kann sich Nelson der Sicherungssache widmen und ich mich unserer Filtereinheit. Wie sich kurz darauf herausstellt, werden wir beide nicht sonderlicher erfolgreich sein, wenn wir nicht am Markt eine „neue“ Sicherung finden und für mich einen Dichtungsring. 
Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Beim Überqueren einer Brücke kickt Nelson gedankenverloren einen Stein und zerstört so seinen Flipflop – was bei den Umstehenden schallendes Gelächter auslöst und sofort alle Schuhverkäufer dazu animiert uns ihr Schuhsortiment zu präsentieren. Nelsons Fuß wird in Schuhe gepresst, die sowohl vorne die Zehen preisgeben, als auch kaum die Ferse bedecken, es sind sich jedoch alle einig, dass ihm diese Schuhe absolut passen. Wir sind uns da nicht so sicher und kaufen einfach 1 Paar Bathroomslipers  und können auch nach Verlassen dieser Straße, das Gelächter über den Obroni in Bathroomslipers hören.
Und schon sind wir auf der Main-Road, unschwer dadurch zu erkenne,  dass man eigentlich nichts erkennen kann, weil alles überall voll ist. In diesem Teil der Straße vorallem mit LKW-Ersatzteilen, oder besser gesagte, mit LKWs die als Ersatzteile dienen. An manchen Stellen sind 2-5 LKW-Fronthäuser übereinander gestapelt. Wir folgen der Strasse ein Stück, fragen an jedem Straßenstand der nach Klemptnerbedarf aussieht, nach Dichtungen, werden aber leider nicht fündig. Dafür kaufen wir 2 weitere Paar Schuhe, Brot und Bananen. Bei einem Elektrostand schenkt man uns schließlich eine Sicherung. Sie wurde zwar bereits repariert, aber man versichert uns, dass sie funktioniert und wir sie unbedingt ausprobieren sollten.  Da uns nichts anderes übrig bleibt, bedanken wir uns uns ziehen zum nächsten Stand. Dort sitzen 2 alte Frauen umgeben von Schläuchen und Rohrteilen und als wir ihnen unsere Dichtung präsentieren, können uns die beiden sogar eine fast gleiche überreichen. Überglücklich machen wir uns auf den Heimweg.
Die Dichtung passt und die Sicherung funktioniert ebenfalls. Jedoch funktioniert die Zentrifuge noch immer nicht – Fehlermeldung: Voltage low! Das heißt für uns nun, warten bis alle Leute schlafen uns keinen Strom mehr brauchen und dann werden wir  die Zentrifuge wieder testen.
Aber jetzt werden erst mal die ersten Agar-Platten gegossen und gesehen ob wir auch steril arbeiten. Mit Nelsons Hilfe ist das schnell erledigt und morgen Früh bekommen dann meine kleinen Freunde ihr neues Zuhause.

Sonntag, 24. Juni 2012

TAG 5 - das Grusel-Krankenhaus


24.06.12 TAG 5 Das Grusel-Krankenhaus

Heute ist Sonntag – somit sind heute mehr Leute zu Hause bzw auf der Strasse. Das fällt uns bereits bei unserem Frühstücks-Suche-Spaziergang auf – überall nette Leute die uns Begrüßen, mit uns Plaudern möchten, ein wenig Twi beibringen oder uns einfach nur lachend anstarren. Leider bin ich vor dem Frühstück nicht so gesellig und daher beschließen wir  einen umstehenden Fan nach dem Weg zum nächsten Koshe-Stand zu fragen. Dort wo wir gestern Watschi gekauft haben, bekommen wir auch Koshe lautet die Antwort… ok, die Leute wissen, wann wir was wo essen! Big Brother is watching you – in unserem Falle Big Brother & Sister! Bei unserem Strassenstandl des Vertrauens, also da wo wir bereits gestern Frühstück bezogen haben, besorgen wir uns dann doch wieder Watschi für je 1 Cedi pro Person .

Nach dem Frühstück wollen wir mit Lab Setup Teil 2 fortsetzten. Leider heißt die dicke Wolkendecke nichts Gutes voraus. Kaum sind wir unten, fängt es zu regnen an – Light off! Tja also zurück zu unserem Zimmer…. Durch ein stockdunkles, retro-Krankenhaus! Silent Hill lässt grüßen. Auf dem Weg nach oben kommt uns ein schwebendes Grinsen entgegen und mir bleibt beinahe das Herz stehen! Aber es ist bloß ein Krankenhaushelferlein. Wir beschließen diese etwas unheimliche Stimmung zu nutzen und ein paar Fotos zu machen! Die ganze Zeit über erwarte ich fast auf den Fotos irgendwelche unheimlichen Gestalten zu sehen… bis jetzt hat sich noch keine gezeigt, aber wer weiß!

Nun der Strom ist wieder da, aber wir haben anscheinend ein Problem mit der Zentrifuge – Error 5! Wie herrlich solche Informationen zu bekommen, wenn man über kein Usermanual verfügt. 2 weitere Stromschläge später, verlasse ich das Labor und beschließe meinem lieben Techniker diesen Spaß zu überlassen und fange an die alten Frühgeborenen-Brutschränke zu reinigen, die wir eventuell als „sterile“ Werkbank verwenden können.

Samstag, 23. Juni 2012

TAG 4 - LAB Setup


23.06.12 TAG 4 – LAB Setup

Zum Frühstück gibt’s heute Watschi (Reis mit Bohnen und Soße) mit Spaghetti und noch mehr Soße. Als wir am Straßenstandl um die Ecke bestellen, schaut uns die gute Dame ganz verdutzt an: Obroni die Watschi essen und auch noch wissen wie es heißt?! Jaja… es hat schon seine Vorteile, wenn man nicht das erste Mal in Ghana ist!

Nach dem Frühstück besprechen wir mit Monika die Abrechnung der Güter die wir hier vor Ort von Ihr beziehen werden und wofür wir am Montag noch auf den Markt fahren werden müssen und rennen durchs Krankenhaus, auf der Suche nach Dingen die wir eventuell noch verwenden können bzw. die wir uns mal ansehen können und sagen ob sie noch funktionieren. Monika hat einen ganzen Berg voller Pipetten, Pipettenspitzen, alles möglichen an Operationszubehör – alles noch von der Zeit als sie das Krankenhaus gegründet hat und von Österreich Spenden aus verschiedensten Krankenhäuser gesammelt hat. Nelsons und meine Augen werden ganz groß bei der Fülle an unerforschten Schätzen die sie vor uns auftürmt.




Alles in unser Labor geschafft macht sich Nelson ans austesten, strauben, drehen, sprühen, drücken und ich versuchen von all unseren Schätzen Ghanas rote, in jeder kleinsten Ritze vorhandenen, Erde zu befreien und auch gleich alles zu desinfizieren. Was ich eventuell vor der Reinigung beachten hätte sollen, ist, dass man den Strom abdrehen muss bevor man mit Flüssigkeiten daran hantiert… 2 – 3 kleine Stromschläge machen das Leben erst so richtig prickelnd!

5 Stunden und ½ Liter Spiritus später sehen wir unser Tagewerk als getan an und machen uns auf Futtersuche. Unser Abendessen heute ist Kenke mit Hotpeppersauce für mich und mit Beans für Nelson. Aufgrund Nelsons rotem Kopf und den Rauchwolken aus seinen Ohren vermuten ich, dass die Bohnen und die Sauce wohl im selben Topf zubereitet wurden. Mit glühenden Lippen und Mägen krabbeln wir schließlich erschöpft in unsere himmlichen Krankenhausbetten.

Freitag, 22. Juni 2012

TAG 3 - VIP nach Kumasi

22.06.12 TAG 3 – VIP nach Kumasi

Wenn man ein österreichischen Handy mit österreichischer Zeit und ein ghanaisches Handy mit ghanaischer Zeit besitzt und sich für eines der beiden als Wecker entscheiden muss, sollte man nicht unbedingt das Österreichische wählen …  Um 4 Uhr morgens aufstehen ist ohnehin schon hart genug, aber wenn es dann 2  Uhr anstatt der geglaubten 4 Uhr ist.... 


Was solls! Aufjeden Fall sind wir so rechtzeitig um kurz nach 5 am VIP-Busbahnhof nach Kumasi beim Circle an der Ring Road. Nach der Bezahlung von 25 Cedi pro Ticket verhandeln wir anschließend noch mit dem Meister des Gepäcktransports  um den kostengünstigsten Tarif zum Mittransport unserer 4 Stück Koffer (Size: XXXXL) und können uns kaum 10 Minuten später in gigantische Sitze kuscheln, die gar nicht notwendig wären, da man sich aufgrund der Temperatur im Bus soundso nur ganz klein machen möchte um nicht unnötig Wärme zu verlieren. Die ersten 3 h Fahrt vergehen wie im Flug, auch wenn mich die im Schlamm der Strasse steckengebliebenen LKWs doch immer wieder beunruhigen.  Die nächsten 3 h Fahrt dürfen wir sogar Fernsehen… eine ghanaische Dailysoup in ohrenbetäubender Lautstärke, unterstützt  durch das donnernde Lachen der Mitfahrenden. Nach den ersten 30 Minuten bekomme ich Kopfweh, nach 1 ½ Stunden bin ich mir sicher, dass ich meinen Kopf nicht noch tiefer zwischen die beiden Sitze klemmen kann und nach Eintreffen in der Busstation Asafo in Kumasi hören ich nur noch ein leises Quitschen in meinen Ohren und bin mir sicher die Titelmusik der Serie nie wieder zu vergessen.
Aber zu meiner Freude, sind noch immer alle Koffer vorhanden – in einem Stück, OHNE äußerliche Beschädigungen. Auch ein nettes kleines Strassenstandl mit Frozzen Yoghurt steigern meine Laune wieder.

Schließlich holt uns Monika Mensah-Offei, die Besitzerin des GansMensMedical Center in dem wir das nächste Monat verbringen dürfen, ab. Sie bringt uns zu Ihrer Klinik unter Palmen, wo wir den gesamten Männerschlafsaal als unser neues Zuhause ansehen dürfen und überreicht uns auch die Schlüssel für unser EIGNES LABOR. Ursprünglich war vereinbart, dass wir das klinikeigene Labor unter der Woche am Nachmittag und an den Wochenenden ganztags nutzen können aber um uns noch mehr entgegen zu kommen, stellt sie uns eben noch einen weiteren Raum zur Verfügung. Vom eigentlichen Labor tragen wir Autoclave, Centrifuge, Waage und Schüttler in das neue Labor und ergänzen es mit dem Inhalt unserer Koffer: Petrischalen, Pipetten, Spatel, Impfösen, Nährmedien etc – was will das Forscherherz mehr.  Besonders glücklich macht mich, dass unser Equipment, bis auf einigen Eprouvetten und Petrischalen unbeschadet ist. Während all dieser Umräum/Ausräum arbeiten stellt uns Monika immer wieder einen Ihrer insgesamt 30 Mitarbeiter vor und alle heißen uns herzlich Willkommen.

Überwältigt von Monikas Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft gehen wir schließlich mit dem Glauben, dass es auf dieser Welt doch noch wirklich engagierte Menschen gibt, früh schlafen.

Donnerstag, 21. Juni 2012

TAG 2 - Accra

21.06.12 TAG 2 – ACCRA


Heute steht die Besorgung von Simkarten für Handy und Internet auf dem Plan, was wir gleich mit einem Stadtrundgang verbinden wollen. Klingt nicht unbedingt nach einem anstrengen Tag, aber ein bisschen Aklimatisierung ist ja schließlich auch notwendig.

Wir starten von unserem Guesthouse aus Richtung Ring Road, besorgen uns am Weg dorthin gleich Frühstück – Porridge and Koshe (Hirsebrei mit Zucker und Ingwer sowie fritierte Bohnenmantsch-Laibchen) und spazieren quer durch die Stadt, vorbei an Märkten und unzähligen Strassenstandln, durch palmengesäumte Alleen und vorbei an vielen Häusern, die aufgrund des Stacheldrahts und der Elektrozäune rundherum eher wie Gefängnisse erscheinen. Schließlich finden wir ein MTN-Registration-Office, kaufen uns dort 2 Simkarten, zum stolzen Preis von je 1 Cedi pro Stück und haben somit auch schon unsere To-Do-Liste erledigt. Somit können wir uns im folgenden auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Accras konzentrieren – Fort Ussher, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf das Meer haben, mit ein paar Jungs am Strand die gerade Ghanas Lieblingsport ausüben – Fussball. 






Weiter entlang der Highstreet kommen wir zum Fort James und zum Fischerhafen mit Leuchtturm. Dort angelangt drehen wir um, um auch noch das Cultural Center zu besichtigen, wo der liebe Rastaman Danny uns unbedingt seine Trommelwerkstätte zeigen möchte. Da ich das alles aber schon kenne und weiss dass es darauf abzielt, dass wir „Kunsthandwerk“ überteuert kaufen, wimmeln wir Danny schnell ab, drehen eine Runde am Markt um uns nach den neuesten ghanaischen Souvenirs umzusehen und kehren dann dort in mein Stammlokal ein um zum ersten Mal wieder meine Lieblingsspeise „Redred with fried Plantains“ zu essen und auch Nelson verliebt sich sofort in dieses traditionell, ghanaische Gericht, auch wenn er nun versteht warum ich in Ghana keinen Fisch esse – getrockneter Fisch der aus so gut wie gar nichts außer  Krähten besteht kann gerne vom Speiseplan gestrichen werden.
Schließlich spazieren wir noch an der Independance Arch vorbei und machen uns auf nach Hause. Es fängt, ganz der Jahrszeit entsprechend, zu Regnen an, aber nur ganz fein, ganz alsob man durch die Sprenkelanlage im Garten hopsen würde und so wandern wir einfach munter weiter Richtung Norden, besorgen uns Kokosnüsse zur Erfrischung und genieße die Umgebung um uns herum.

Zuhause angelangt, stellen wir fest, dass dieser feine Sprühregen auf unserer Haut wie eine Lupe gewirkt hat und wir nun eher Rothäute als Obroni sind. Aber ohnehin wurde uns heute nicht Obroni, Obroni nachgerufen sondern CHINESE… wahrscheinlich weil wir den ganzen Tag die Augen zupressen mussten, da wir keine Sonnenbrillen mitgenommen haben um nicht zu touristisch auszusehen...

Nach der Installation des Internets und meinen ersten ungläubigen Testversuchen (ein Wunder – Internet im Bett IN GHANA) gönnen wir uns zum Abendessen noch Groundnutsoup mit Banku und werfen uns schon bald ins Bett, denn der nächste Tag soll uns nach Kumasi führen.

Mittwoch, 20. Juni 2012

TAG 1 - Anreise

Vorwort: Meine lieben Leser und Freunde! Ich verfasse diesen Blog einerseits um euch ein wenig an unserer Reise teilhaben zu lassen und andererseits um mir das Erlebte von der Seele zu schreiben. Deswegen verfasse ich den Blog auf DEUTSCH, da meine Seele leider nun mal auf meine Muttersprache geeicht ist.
Vielen Dank und viel Spaß

20.06.12 TAG 1 - Anreise nach Ghana

Schnell noch Zahnbürste und CO in die letzten freien Winkel der 4 Koffer gestopft und schon kann das warten auf das Flughafentaxi beginnen, dass mit rund 45 Minuten Verspätung bei uns eintrifft. Aber wie sich herausstellt, ist es gar nicht so schlimm, dass er zu spät kommt, denn einerseits plane ich meistens viel zu viel Zeit für solche Dinge ein und andererseits stellen anscheinend Verkehrszeichen und Geschwindigkeitsbeschränkungen für unseren Taxifahrer unwichtige Nebensächlichkeiten dar und werden daher sowieso nicht beachtet.... Somit treffen wir um halb 9 am Flughafen ein, können uns noch ein halbes Stündchen der Beobachtung der anderen Reisenden widmen (für mich gibt es fast nichts schöneres), dann ein unkompliziertes Check-in und schließlich,  nach Nelson&Sonja-Tradition, ein Menü  bei McDonalds (wusstet ihr, dass es am Morgen nur Frühstücksmenüs gibt und zB kein BigMac Menü?! ich nicht!)

Der Sicherheitscheck in Wien ist kein Problem bei der nicht-existenten Motivation des Boden-Personals (für gewöhnlich wird Nelson für einen spanischen ETA-Terroristen gehalten und daher auf alles erdenkliche durchsucht) und somit konnten wir die erste Teilstrecke von Wien nach Istanbul antreten. Was sich darüber sagen lässt: gutes Essen + schnell vorbei!

Auch der zweite Teil unserer Reise - von Istanbul nach Accra - verläuft ohne Problem! In Istanbul bin sogar eher ich die Terroristin, denn Nelson entspricht eher dem dunkelhäutigen Standard hier! Da unser Anschlussflug sehr kanpp auf den ersten folgt, bin ich etwas beunruhigt, aber als wir in den Bus zum Flughafen steigen, sehen wir gerade noch ein Transportfahrzeug an uns vorbeidüsen, dass unsere, in Frischhaltefolie gewickelten Koffer, geladen hat. An Board: spitzen Essen und nettes Unterhaltungsprogramm (3 Filme sowie 5 x gegen Nelson bei 4-gewinnt verlorer...) und schon sind wir in Accra.

Impfpassüberprüfung und Registrierung sind schnell erledigt, Gepäck rollt auch unverzüglich, OHNE sichtliche BESCHÄDIGUNG an und auf geht zum Zoll-Check. Also NGO-Badges umgehängt, damit dem Zollbeamten vor der Nase rumgewachelt, eines der Köfferchen geöffnet, noch mehr mit NGO-Kennzeichnung rumgewachelt... UND mit all meinem mikrobiologischen Zeugs durch den Zoll OHNE auch nur einen Cedi an Bestechungsgeld zu spendieren - FREUDE!

Samuel, unser bestellter Taxifahrer, ist (wie fast erwartet) NICHT am Flughafen zu finden (er dachte wir rufen ihn vor unserer Ankunft, noch schnell mal aus dem Flugzeug an...) und wir nehmen daher kurzerhand einfach einen anderen Taxifahrer der uns vom Flughafen-Sicherheitspersonal empfohlen wird und lassen uns zu unserem reservieten (keine Antwortmail) Hotel in Kokomlemle bringen. Das New Haven Hotel habe ich ausgewählt weil es über ein Lonely Platet Forum empfohlen wurde und ich eine E-Mail-Adresse finden konnte... wie sich aber herausstellt ist meine Reservierung für ein Zimmer nie eingetroffen, da das Internet seit 2 Wochen nicht funktioniert, Was solls - an der Rezeption wird uns ein Hotel um die Ecke empfohlen und so finden wir ein Zimmer im New Kokomlemle Guesthouse, dass zwar im 2. Stock liegt (4 Koffer!!!) aber wirklich sauber und nett ist und sogar ein eigenes Bad mit Dusche hat.

Wir holen uns noch schnell ein Abendessen vom nächsten Strassenstand - etwas Brot und Heinz Bohnen - setzen uns damit auf die Dachterasse unseres Hotels und freuen uns den ersten Teil unserer Reise wirklich smooth hinter uns gebracht zu haben.

Gute Nacht!