Freitag, 27. Juli 2012

Wien aus der ghanaischen Sichtweise

Wien aus der ghanaischen Sichtweise


Die Reise ist vorbei, Helioz und die WADIs sind zurück in Wien und ich freue mich das all unsere Experimente so toll gelaufen sind. Aber irgendwie fühle ich mich heute eher wie eine Ghanaerin die zum ersten Mal in Wien ist.

Alles beginnt heute Morgen damit, dass ich etwas zu Essen brauche und anstatt auf die Strasse zu gehen und mein Cocoa and Koshe oder Watschi zu bekommen, sollte ich mich in ein grosses Geschäft mit einer noch viel grösseren Auswahl begeben, dass ich gleich aufgrund des zu hohen Stressfaktors verwerfe.

Niemand, von den Leuten die ich auf der Strasse treffe, grüsst oder sieht auch nur ansatzweise freundlich aus. Liegt vielleicht daran, dass alle irgendwelche Taschen, Koffer, ... in ihren Händen tragen, am Rücken transportieren oder vor sich herschieben/hinter sich nachziehen, anstatt am Kopf die Lasten zu transportieren und am Rücken die Kinder. All diejenigen die keine Gepäckstücke transportieren, halten in ihren Händen entweder Mobiltelefone oder Pappbecher.

Die Strassen sind extrem sauber und der Verkehr nicht so chaotisch – wenn 3 Spuren aufgezeichnet sind, befinden sich auch tatsächlich nur 3 Autos nebeneinander. Es wird viel weniger gehupt.

Was mir noch auffällt: die Bekleidung ist viel weniger farbenfroh, überall sind spiegelnde Flächen in denen man sich sieht, viele Leute rauchen, es gibt soo viel Auswahl.

Verschüchtert gehe ich wieder nach Hause und koche mir Reis mit Bohnen und stelle mir vor er stammt von einem Strassenstandl in Ghana.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Tag 34 – Makola Markt und dann ab nach Hause


25.07.12 Tag 34 – Makola Markt und dann ab nach Hause



Es ist soweit – ich werde Ghana mal wieder verlassen! Wieder haben mich unzählige Freunde gefragt wann ich denn wiederkommen werde, wieder muss ich sagen, dass ich es nicht weiss! Aber eines weiss ich mittlerweile gewiss: Sag niemals nie!

Nachdem die letzten Wochen so arbeitsintensiv waren, ist heute noch ein bisschen shopping angesagt, schliesslich kann ich nach so langer Abwesenheit nicht mit nichts nach Hause kommen. Also ab zum Makola Markt in Accra.

Tema und Accra liegen nicht weit voneinander entfernt, dennoch brauch ich mit dem TroTro 2 Stunden dorthin. Aber dafür kenn ich mich hier schon aus, ausserdem habe ich diesmal einen netten Ghanaer an meiner Seite der mich zu den gewünschten Gütern bringt: ca. 5 kg Sheabutter - damit alle meine weiblichen Freunde für immer mit knackig-frischer Haut gesegnet sind, Gin in Sachets – damit man zumindest weiss, wovon man blind wird, Hotpepper (DAS Ghanaische Gewürz) – für den gewissen Kick in der Küche im Büro, FlipFlops mit Gummimascherl (zur Zeit der neueste Trend hier) – für die Füsse meiner modebewussten Freundinnen und schliesslich noch etwas Ghana-style Gewand für meine Family (die dürfen sich dann in Schale werfen, sobald ich Fernweh bekomme). Auch ein letzter Besuch im Art-Center ist notwendig um mich zu überzeugen, dass es ganz eindeutig die bessere Wahl war am Makola Markt einzukaufen, da hier alles Obroni-Preise hat.

Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen begebe ich mich wieder auf die Heimreise, die aber aufgrund der Unwissenheit des Taxifahrers in einer einzigen am-Strassenrand-nach-dem-Weg-Frageorgie endet. Aber in Ghana muss man sich bewusst sein: der Weg ist das Ziel.

Nach einer Verabschiedungszeremonie bei unserem Partner Austin, machen wir uns somit auf unseren Weg zum Flughafen, wo alles ohne Probleme abläuft (wenn doch nur alle Securitychecks so gut organisiert wären) und auf geht es zurück nach Europa und in gewisserweise auch züruck in die Zukunft.

Dienstag, 24. Juli 2012

Tag 33 – Good Bye Akropong, Hello Tema


24.07.2012 Tag 33 – Good Bye Akropong, Hello Tema




Cashbook Help4Ghana und Cashbook H4G Internetcafe und Computerschool sind meine Hauptbeschaeftigung heute Morgen. Aber ich geniesse es, da ich nicht weiss, wann ich wieder in Ghana sein werde. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ich beschliesse zur Ghana Electricity Company zu fahren und fuer das shared taxi einen Obroni-Preis bezahle.... schön mal wieder mit einem Lächeln ausgenommen zu werden. Gesegnet sei unser Europa! Hier werden zumindest alle gleichermassen, hautfarben-unabhaengig über den Tisch gezogen, wenn auch nicht so freundlich.

Um kurz nach 12 Uhr verlasse ich schliesslich Akropong. Mein Weg sieht folgendermassen aus: von Akropong mit einem shared taxi nach Adukrom (Nachbardorf), von Adukrom mit einem TroTro nach Kpong und nach einer einstündigen Wartepause, zwecks Füllung des TroTros, von Kpong nach Tema. Und dann in Tema in das Hotel, in welches bereits Martin und Georg einquartiert wurden... nur hat die Trotro-Fahrer-Gang  keine Ahnung wo sich dieses befindet. Aber: no problem in Ghana! Es gibt immer und überall hilfsbereits Menschen, die nur darauf warten einen, wenn nötig sogar an der Hand führend, an den richtigen Ort bringen. Und so komme ich nach 3 ½ Stunden (Strecke ca. 60 km) in meinem Hotel an.

Die nächste Stunde probiere ich verzückt all die tollen Schalter und Knöpfe in meinem Zimmer aus (es gibt eine Fernbedingung fürs WC!!! Versteh ich zwar nicht ganz, aber trotzdem recht amüsant). Auch wenn dies hier bereits ein spitzenklassen Hotel ist, sieht man dennoch immer wieder die ghanaische Arbeitsweise durchkommen: die Fugenmasse, zwischen den Fliesen, ist nicht immer nur zwischen den Fliesen, sondern auch mal am Türstock oder am Duschrahmen, dem Türstock selber, fehlt gar ein ganzes  Eck, daher schliesst die Tür auch nicht vollständig, der Föhn pustet zwar, aber nur wenn man ihn nach unten hält usw. Ich mag diesen Imperfektionismus – es gibt so immer etwas zu entdecken.

Und dann holen mich Martin, Georg und unser ghanaischer Geschäftfpartner Austin schon ab und teilen mir mit, dass der ghanaische Präsident, John Atta Mills, heute gestorben ist, was von nun an auch kaum mehr ueberhoerbar ist - Radio und Fernsehen berichten nur mehr davon. Der Vizepräsident wird aber umgehend angelobt um Unruhen oder ähnliches sofort zu verhindern. Ghana hat schon seit 1957 seine Unabhängigkeit und eine stabile Demokratie, aber man kann ja nie wissen!

Montag, 23. Juli 2012

Tag 32 – Help4Ghana


23. 07. 2012  Tag  32 – Help4Ghana




Nach dem ich gestern nach Mitternacht in Akropong-Akuapim, Eastern Region angekommen bin, ist sich kein Meeting mehr mit meinem lieben Help4Ghana-Team ausgegangen und wird daher heute Nachmittag ab 16 Uhr stattfinden. Bis dahin kann ich aber den Ort geniessen in dem ich fast 3 Monate verbracht habe.


Herrlich in der Früh aufzustehen, (warm!!!) zu duschen und anschliessend zu meiner Cocoa-und-Koshe-Verkäuferin-des-Vertrauens zu gehen, die noch immer genau weiss wovon ich wieviel will und dann winkend durch die Stadt zu spazieren. Und schliesslich kann ich nach meiner Inspektion zufrieden sagen, dass noch immer alles beim alten ist! Gut so!



Das Meeting, zwecks Übernahme der Cashbooks und Informationseinholung über die H4G-Projekte, verläuft auch ganz angenehm, da ich mittlerweile schon weiss, was hinter welcher ghanaischen Antwort stecken könnte. Leider können wir nicht alle Daten an diesem Abend durchgehen und daher wird der 2. Teil unseres Meetings dann morgen Vormittag fortgesetzt.

Sonntag, 22. Juli 2012

TAG 31 – Das andere Akropong


22.07.12 Tag 31 – das andere Akropong

Am 25. ist unser Rückflug, aber bis dahin wird sich Martin weiteren Geschäften widmen (Georg, unser CEO, sollte heute in Accra landen) und ich darf nach Akropong reisen, wo ich im Herbst 2011 3 Monate für Help4Ghana und deren SODIS- und Schulprojekte tätig war.
Also auf zur Asafo-Busstation und durch fragen das richtige TroTro gefunden. Ich sitze um 11 im Trotro, um 12 Uhr geht die Reise los und ca. 5 Minuten später schlafe ich tief und fest – das hin- und hergeschaukel macht mich immer schrecklich müde. Zwischenzeitlich wache ich kurz auf, registriere das wir in Obusi, dem Ort mit der größten Goldmine weltweit sind, und schlafe gleich beruhigt wieder  ein, da ich weiss, dass Obusi im Süden Kumasis ist, also sollte ich auf dem richtigen Weg sein. Leider habe ich nicht gewusst, dass Obusi im SÜD-WESTEN liegt… ich aber in den Südosten muss (=Eastern Region).
 Nach 3 ½ Stunden Fahrt werde ich wach gerüttelt und man sagt mir, dass wir da sind. Akropong. Ich habe keine Ahnung wo ich bin. Das Akropong, das ich kenne sieht ganz anders aus. Und auch wenn ich seit einem halben Jahr nicht mehr hier war, so stark kann sich ein Ort nicht verändern. Also sage ich das, dass hier unmöglich Akropong, Eastern Region, nähe Koforidua sein kann… sie stimmen zu. Es ist Akropong, Western Region.  Alle sehen mich schockiert an und sofort läuft das halbe Dorf herbei um sich zu beratschlagen was nun mit mir passieren soll, denn von diesem Ort fährt heute kein Trotro mehr nach Kumasi oder sonst wohin. Die eine Hälfte des Dorfes meint ich sollte ein Taxi nach Takoradi nehmen, die andere, dass ich ein Taxi nach Kumasi nehmen soll. Und während um mich herum wild gestikuliert und diskutiert wird, stehe ich in der Mitte und lache – ok, ich bin schon mal in die falsche U-Bahn gestiegen, aber 200 km in die komplett falsche Richtung zu fahren ist mir noch nie passiert. Aber ich war eh noch nie in der Western Region Ghanas!
Mitten in dem Durcheinander, ich an meinen Koffer geklammert, fährt ein Privatauto durch die Meute, und ein Herr winkt aus dem Fenster und ruft „Kumasi, Kumasi“. Ich springe auf das Auto zu, frage ob er wirklich nach Kumasi fahrt und wieviel er verlangt (denn das stellt bei den Plänen der Dorfbewohner auch ein großes Problem dar – unverschämt hohe Obroni-Preise… aber ich kann es ihnen nicht verübeln! Ich bin ja schließlich ein gefundenes Fressen!).
Für lächerliche 10 Cedi darf ich in das Auto steigen und werde von 4 lächelnden Personen willkommen geheißen, die, wie sich herausstellt, Zeugen Jehovas sind (in Ghana gibt es sehr viele christliche Religionen, die alle akzeptiert sind und friedlich nebeneinander bestehen. Aber Vorsicht! Man sollte hier nie sagen, dass man KEINER Religion angehört…). Und so tuckere ich mit ihnen zurück nach Kumasi, wo sie für mich das richtige Trotro suchen und mich sicher an den Fahrer übergeben. Wie meine liebe Christine (H4G Obfrau) immer sagt – es kommt immer alles recht!
Ich bin nun mittlerweile seit 7 Stunden unterwegs, aber nun beginnt erst meine richtige Reise – 200 km in den süd-osten Ghanas nach Akropong-Akuapem. Da, wie bereits des öfteren erwähnt, die Strassen in Ghana nicht unbedingt berauschend sind, braucht man für solch eine Strecke, je nach Verkehr, zwischen 4 und 8 Stunden. Aber da im Dunkeln niemand fahren möchte, ist kein Verkehr mehr und so erreiche ich Koforidua um kurz nach 23 Uhr.
 Für gewöhnlich fahre ich nicht mehr in der Weltgeschichte herum, wenn es dunkel ist. Einerseits wegen der schlechten Straßenbedingungen und andereseits, sagt einem jeder Ghanaer und nicht-ghanaer der schon länger in Ghana lebt, dass es in der Nacht sehr gefährlich werden kann, wegen Überfällen. Ich steige somit mit einem mulmigen Gefühl in Koforidua aus, stürze mich mit meinem Giganto-Koffer auf das nächste Taxi und erzähle dem Taxler von meiner kleinen Ghana-Rundreise, in der Hoffnung, dass, falls er ein Dieb ist, er beschließt mich nicht zu berauben, weil ich so ein kleines armseliges Würstchen bin. Und es klappt. Ich komme ohne Probleme nach Akropong, schreie schließlich den Portier meines Hotels (Bella Vista, hübsches Hotel und mega-freundliches Personal! Ach, ich hab sie vermisst) aus dem Schlaf und bekomme tatsächlich noch ein Zimmer.
Hier gibt es sogar WARMES Wasser! Nach 5 Wochen kalten Duschen und nun einer Staubschicht in meinem Gesicht, die es mir unmöglich mach, zu lächeln, da mein Gesicht und meine Haare vor Dreck ganz steif sind, habe ich mir diese Dusche verdient und falle dann sofort in mein Bett. Unfreiwillige Abenteuer sind anstrengend, aber zumindest hat man dann was zu erzählen.

Freitag, 20. Juli 2012

TAG 29 und TAG 30 - Die letzten Tests


19.07.12 – 21.07.12 – TAG 29 und TAG 30 - Die letzten Tests

Von Donnerstag bis Samstag steht die Durchführung von Experiment 10 und 11 auf dem Plan, sowie deren Auswertung und schließlich das Einpacken unseres Equipments, da wir am 22. Juli Kumasi verlassen werden.
Nelson verlässt uns jedoch schon am 20. Juli, da er in ein paar Tagen sein PhD auf der ETH-Zürich beginnt. Ohne meinen spitzenklasse McGyver wären die Tests in dieser Art und Weise nicht möglich gewesen und daher bin ich sehr froh, dass er dieses Abenteuer mit mir durchgestanden hat.
Donnerstag Abend gibt es daher ein Abschiedsessen für Nelson. Monika kauft in der Stadt Fisch, Chicken, Rice, Banku, Hotpeppersauce und wir pimpen das Ganze mit Gurkenscheiben und Paprikastreifen, denn in Ghana ist frisches Gemüse nicht so üblich, eher totgekocht wird es hier konsumiert. Bei ein paar Star, Stone und Milkstout (alles ghanaische Biere – die Ghanaer sind ja davon überzeugt, dass sie die Erfinder des Bieres sind) tauschen wir Reiseerfahrungen aus und haben, wie immer, viel zu lachen.
Martins und meinen Abschied vom GansMens Medical Center und vor allem von unserer Monika, die dieses Projekt erst durch ihre tatkräftige Hilfe ermöglicht hat, zelebrieren wir Samstag Abend zuerst im netten Catering Rest House mit spitzen Hendl und, oh welch Wunder, frischem Salat und zu späterer Stunde wandern wir in die Fortgehmeile Kumasis, der Bantama Highstreet und genießen unseren letzten Abend in einem Jazz-Pub. Ein netter Abschluss, würde ich sagen.

Mittwoch, 18. Juli 2012

TAG 28 - Business as usual


18.07.12 TAG 28 – Business as usual


Business as usual – also nix neues zu erzählen! Wir haben uns schon so an die Umgebung gewöhnt, also an die ständige Kirchenmusik, die Obroni-Sprechchöre, den Staub und wir wissen vor allem schon wo wir essen können und wo wir lieber verzichten sollten zu essen, sodass zur Zeit nichts spannendes zu berichten ist

Dienstag, 17. Juli 2012

TAG 26 & 27 – Vorbereitungen


16.07.12 – 17.07.12 TAG 26 & 27 – Vorbereitungen

Montag und Dienstag sind wieder Vorbereitungsarbeiten gewidmet und zwar gleich für 3 Experimente. Equipment autoklavieren, Nährmedien herrichten, usw. also nichts Neues.
Dafür sorgt Martin am Dienstag für etwas Abwechslung: zuerst beschließt er zum Frisör zu gehen und kommt schließlich mit Mönchsfrisur zurück. Dann möchte Martin Geld beim Automaten beheben und kommt beinahe ohne Bankomatkarte zurück. Und schließlich müssen wir noch bei der Asafo-Busstation (riesige Busstation, in der die Busse aus allen Richtungen ankommen und auch in alle Richtungen fahren) einen seiner Koffer finden, der nicht mit ihm nach Ghana gekommen ist, sondern ein wenig Urlaub in Istanbul gemacht hat. Da ich bereits davon ausgehe, dass die Suchaktion länger dauern könnte, gönne ich mir zwischendurch eine Pediküre. Und siehe da, als meine Pediküre beendet ist, ist auch der Koffer da. Take your time sagen die Ghanaer so gerne und tatsächlich, wenn man sich die Zeit nimmt, kommt auch alles so wie man es sich vorstellt.

Sonntag, 15. Juli 2012

TAG 25 – Zurück nach Kumasi


15.07.12 TAG 25 – Zurück nach Kumasi

Rain, rain go away, little children want to play, come again another day! So etwas Ähnliches könnten wir heute singen. Extra um 5 Uhr aufgestanden damit wir früh ein Trotro nach  Kumasi zurück nehmen können, werden wir ab 5:30 von starken Regenfällen in unserem Strandhäuschen festgehalten. Um 9:30 wird der Regen endlich schwächer und wir können uns auf den Weg zur Trotro-Station machen. Aber leider möchte niemand sonst bei schlechtem Wetter reisen und so dauert es über eine Stunde bis sich der Bus vollständig füllt.
Wie sich herausstellt, realisiert der Fahrer nicht das es regnet und brettert mit den gewohnten 80 km/h die Schweizer-Käse-Strasse entlang. Ich versuche ein paar SMS an meine Freunde zu schicken, da ich wirklich denke, dass dieses Trotro unser Ende ist. Aber erstaunlicherweise bleiben wir auch in den Kurven auf der Strasse und kommen nach 5 langen Stunden wieder in Kumasi an.
Martin ist schon um ca. 11 Uhr in Kumasi angekommen und hat es ohne weitere Probleme zur Clinic geschafft. Zur Feier des Tages wollen wir mit Monika und Martin gemeinsam essen gehen, aber wieder macht uns der Regen einen Strich durch die Rechnung. Aber das hält uns nicht von einem netten, gemeinsamen Abend ab. Fried Yam mit hot pepper sauce, Zwiebel, Gurke und ein paar Kracker sind schnell organisiert und Bier ist sowieso eingekühlt und so findet der nette Abend einfach bei uns im Krankenhaus im „Wintergarten“ statt.

Samstag, 14. Juli 2012

TAG 24 – Kakum National Park


14.07.12 TAG 24 – Kakum National Park

Viel Regenwald ist in Ghana nicht mehr übrig, aber doch noch ein wenig. Mehr oder weniger gut behütet werden diese letzten Reste in National Parks. Einer davon ist der Kakum National Park ungefähr 30 Minuten entfernt von Cape Coast. Wegen seiner küstennahen Lage, ist er auch der beliebteste und am stärksten frequentierte.
Die Taxifahrer sind an Touristen gewöhnt und verlangen daher unverschämt hohe Preise für den Fahrt nach Kakum (Hin- und Retour: 40 GHc!!!!), aber da wir uns in Ghana ja schon auskennen nehmen wir ein shared taxi (50 pesewas/Person) zur Trotro-Station und von dort aus das Tro Richtung Kakum (1,5 GHc/Person). Auch hier sind die Einheimischen schon an Touristen gewöhnt und daher werden wir beim Aussteigen gleich von einer Horde Souvenirproduzenten belagert.
Der gesamt Bereich vor der Kassa ist mit ungeduldigen Touristen überfüllt, die sofort ein Eintrittsticket haben wollen, die Kassadame erklärt jedoch allen, dass die nächsten Tickets erst um 12 Uhr erhältlich sind. Ach, ich habe diese Ungeduld schon fast vermisst… aber nur fast!
Der Kakum National Park ist kein vollständig erhaltener Regenwald. Vor ein paar Jahrzehnten sind hier leider ein paar gierige Holzproduzenten eingefallen und haben angefangen, die größten und ältesten Bäume zu fällen. Glücklicherweise konnte dem rechtzeitig Einhalt geboten werden und so sind noch in etwa 360 km2 übrig. Ein kleiner Teil davon ist für die Besichtigung erschlossen. Das Highlight stellt der Baumkronen-Hängebrückenweg dar. Weltweit gibt es nur 4 davon.




Und so machen wir uns mit unserer Gruppe auf den Weg durch den Wald zum Baumkronen-Walkway. Leider können viele Menschen nicht mehr allzu viel mit Natur anfangen und daher ist es hier alles andere als leise. Tiere dürften dieses Gebiet kilometerweit meiden – ich verstehe sie. Dennoch sind die Hängebrücken ein tolles Erlebnis, denn viele imposanten Urwaldriesen sind zu besichtigen.
Der Rest des Nachmittags verläuft wieder recht entspannt. Essen, Lesen und Hunde des Resorts streicheln sind unsere Hauptbeschäftigung – und das ist gut so!

Freitag, 13. Juli 2012

TAG 23 - Cape Coast


13.07.12 Tag 23 – Cape Coast


Wir erwachen in den, von der Seeluft feuchten, Betten und beginnen unseren Tag mit einem Frühstück am Strand. Zwar zu fast schon europäischen Preisen, aber nach den Anstrengungen der letzten Tage, haben wir uns das verdient.














Wir schnappen unsere Bücher und belegen 2 Liegen im Resort (direkt am Strand ist es mir zu stressig, wenn man vor lauter I’mfinehowareyou nicht zum Lesen kommt) und genießen bis Mittag das süße Nichtstun. Schließlich dürfen wir unser neues Zimmer beziehen – ein kleines rundes Häuschen, das den ghanaischen Häusern im Norden nachempfunden ist. Auch hier kann man die ganze Zeit über die Wellen hören (also nichts für schwache Blasen).

Unser nächstes Ziel ist Cape Coast Castle. An der ghanaischen Küstenlinie findet man eine ganze Menge dieser Befestigungen. Die älteste ist in Elmina (die Nachbarstadt) – die Burg dort stammt in etwa aus dem Jahr 1450. Cape Coast Castle wurde etwas später von den Portugiesen errichtet, aber im Laufe der Jahrhunderte, wechselten recht oft die Besitzer, aufgrund der guten Lage der Burg. Dazu zählen Schweden, Dänen und schließlich ab 1650 die Engländer.

Wenn man sich der Anlage am Strand nähert, sieht man weiß getünchte, imposante Mauern, einladende Innenhöfe und einen netten Wohntrakt. Ursprünglich war diese Anlage als Handelsstützpunkt für Gold, später für Missionierungstätigkeiten und letztlich für den Sklavenhandel gedacht. 

Dies ist die dunkle Seite dieser, an sich schönen Befestigungsanlage. Der Male Slave Dungeon befindet sich unter der Kapelle. Mehrere Räume, die ungefähr 60 m2 umfassen und in die pro Raum mehrere hundert Männer für bis zu 3 Monate gepfercht wurden. Als diese Räume entdeckt wurden, war der Boden bis zu einem halben Meter mit Exkrementen bedeckt. Auch die Räume für die weiblichen Sklaven sind nicht viel besser. Aber in der Todeszelle, für aufständische Sklaven, in der es nicht einmal ein winziges Fenster zur Luftzufuhr gibt, schnürt uns endgültig die Luft ab. Vor dem Door of no return lagen die Schiffe, mit denen die Sklaven nach Zentral-, Süd-, Nordamerika und Europa verschifft wurden. Bedrückt verlassen wir die Burg.


Der Rest des Tages gestaltet sich recht entspannt. Wir genießen Sea-Food in einem Restaurant nahe der Burg und haben anschließend einen Spaziergang am Strand, wo wir ein paar Schweinen begegnen die den Strand sichtlich mehr genießen, als die Ghanaer selber. 

Donnerstag, 12. Juli 2012

TAG 22 – Auf nach Cape Coast


12.07.12 TAG 22 – Auf nach Cape Coast

Vormittags werten wir heute die Ergebnisse der letzten beiden Tage aus und nachmittags machen wir uns auf den Weg nach Cape Coast! Und wie jede Fahrt mit dem Trotro, gibt es auch diesmal wieder viel zu sehen.
Wir starten unsere Reise in Asafo an der Trotro-Station nach CapeCoast. Das Trotro fährt aber erst los, sobald alle Plätze im Bus besetzt sind. Das kann aber dauern… Wir steigen in ein Trotro ein, dass schon relativ voll ist (von 18 Plätzen sind schon 11 besetzt, Preis von Kumasi nach Cape Coast: 7 GHc/Person) und sofort wird uns durch das Busfenster alles Mögliche angeboten: Mentos in kunstvollen Bergen arrangiert, Zahnbürsten, Kopfhörer, Ladegeräte, Adapter, Sonnenbrillen,  rohes Fleisch (in der Hand gehalten vom Verkäufer), Meatpie, Bofrot, Bananen, Orangen, getrockneter Fisch, gruselige Puppen und Nelson meint sogar jemanden zu sehen der gefälschte ID-Cards verkauft. Für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, kommen die Verkäufer sogar ins Trotro und präsentieren ihre Ware: Wunderelexiere für die Haare, Haut, Knochen, Zähne, Potenz etc… und falls irgendein Wehwehchen in der Aufzählung des Verkäufers fehlen sollte: dafür/dagegen helfen diese Elexiere natürlich auch!
Als der Bus schon voll ist und wir starten wollen, springt  noch eine ältere Dame in den Bus, schlägt ihre Bibel auf und beginnt, fast schon schreiend, uns eine Predigt in Twi zu halten! Die Türen werden geschlossen…. Nelson und ich beginnen zu beten… dass diese Frau hoffentlich bald ihre Stimme senkt oder den Bus verlässt. Und schon nach 10 Minuten werden unsere Gebete erhört, die Predigerin sammelt noch schnell ein bisschen Geld für ihre Predigt ein und verlässt den Bus – Amen!
Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert wie viel Geduld und Sitzfleisch Ghanaer  und auch ghanaische Kinder haben. Meine Pobacken sind nach 2 Stunden gehüpfe durch die Schlaglöcher nicht mehr existent, aber alle anderen sitzen ganz ruhig da. Eine Dame singt und tanzt (insoweit das im Bus möglich ist) sogar zu der ghanaischen Musik im Radio. Es gibt auch kein Geschrei von kleinen Kindern obwohl immer eine ganze Menge davon auf den Schößen der Mütter mittransportiert werden.
Nach 5 Stunden erreichen wir schließlich Cape Coast und begeben uns gleich direkt auf den Weg zum Oasis Beach Resort (100 m vom Cape Coast Castle entfernt), wo wir nur noch 2 Plätze im Schlafsaal (Übernachtung: 12 GHc/Person) bekommen. Dafür steht das kleine Häuschen mit den 10 Betten fast direkt am Strand und die ganze Nacht über kann man dem Meeresrauschen lauschen!

Mittwoch, 11. Juli 2012

TAG 21 - viel los hier bei uns


11.07.12 Tag 21 – viel los hier bei uns

Ich liege gerade in meinem himmlischen Krankenhausbett und bin gerade noch in der Lage meine Finger ausreichend zu heben um die Tasten zu drücken. Warum ich so fertig bin? Weil wir heute gleich 2 Versuche parallel gemacht haben und weil heute bei uns im Krankenhaus full-house war.

Ein Team von Projects Abroad war heute im Krankenhaus um Babys zu wiegen und BMI, Blutdruck,… bei Müttern zu messen. Ich habe zuvor kein Plakat oder eine Ankündigung gesehen, aber trotzdem dürfte es sich rumgesprochen haben (manchmal sind mir die ghanaischen Buschtrommeln ein Rätsel),  denn Unmengen an Mamis und Babys/Kleinkindern waren anwesend. Die 2 Obroni-Mädchen taten mir fast leid, denn wenn Kinder zum Arzt oder artzähnlichem müssen, sind sie meist nicht sonderlich erfreut, aber wenn sie dann auch noch von einem rosa Obroni gewogen werden sollen, dann ist das Chaos perfekt und führt zu einem Baby-Geschrei-Orchester.

Aber nicht nur uns dürfte der Lärmpegel zu schaffen gemacht haben. Auch einer Hochschwangeren ist dabei etwas geplatz… nein, nicht der Kragen – die Fruchtblase! Und zwar vor unseren Füßen! Ich wusste nicht, dass das so viel Wasser ist…

Und nebenbei haben wir, wie bereits erwähnt, 2 Versuche gemacht, denn einer allein ist ja schon fast langweilig… Das spannende daran ist, dass wir heute einen Test mit Regenwasser durchgeführt haben, welches wir gestern bereits vorab auf die Gesamtkeimzahl getestet haben. Außerdem haben wir bereits früh am Morgen begonnen (06:00), damit wir UV-Werte bei Sonnenaufgang aufzeichnen können.

Nun ist aber unser gesamter Vorrat an Petrischalen und Drigalskispateln aufgebraucht, dass heißt die nächsten Tests können erst durchgeführt werden, sobald Martin hier ist. Die nächsten 2 ½ Tage können wir uns nun wieder der Erkundung Ghanas widmen.

Dienstag, 10. Juli 2012

TAG 20 - Experiment 6


10.07.12 Tag 20 – Experiment 6

Auch heute ist nichts neues zu Berichten! Wir sind mittlerweile schon sehr routiniert bei unseren Versuchsdurchläufen und dadurch auch schon wesentlich schneller. Heute verwenden wir als neuen Testkeim Shigella sp. aus der Donau in Wien. Bin schon sehr gespannt, was wir mit ihm für Ergebnisse bekommen werden.



Außerdem haben wir jetzt Verstärkung im Team: ein kleines Kätzchen (Püppi), das 1 x täglich durchs Labor patrouliet und so einiges an Insekten vernichtet. Püppi ging es nicht sonderlich gut, als wir hier in der Klinik angekommen sind. Aber seit sie ihre tägliche Ration Fisch von uns erhält, ist sie sichtlich aktiver und nicht mehr jedes Knöchchen ist erkennbar. Verstärkung 2 im Team sind ein paar Geckos, die auch auf Fruchtfliegen jagt gehen. Ich liebe sie heiß!

Montag, 9. Juli 2012

TAG 18 & TAG 19 - gutes Wetter, gutes Essen - nix zu berichten


08.07. & 09.07.12 Tag 18 & Tag 19 – gutes Wetter, gutes Essen – nix zu berichten

Ich weiß nicht mehr wer mir das erzählt hat oder wo ich es gehört oder gelesen habe aber auf jeden Fall stimmt es: wenn man eine gute Zeit hat und nette Leute trifft, an schönen Orten ist und alles rund läuft, hat man viel weniger zu erzählen, als wenn etwas schief geht. Dann kann man (wie man sieht ;) ) Seitenweise über die schlimmen Ereignisse erzählen und sie bleiben einem auch sicher länger im Gedächtnis als die perfekte Zeit.

Was ich somit über die letzten 2 Tage sagen kann, ist nicht viel: Experiment 5 ist ohne nennenswerte Ereignisse abgelaufen, am Sonntagabend hatten wir ein gutes Essen und interessante Gespräche bei Monika zu Hause und heute waren wir nur mit Auswertung der letzten beiden Tage und Vorbereitung der nächsten beiden Tage beschäftigt. Es ist auch mal ohne neuen, aufregenden Erkenntnissen schön und daher beenden wir den Tag mit einem gigantischen Obstsalat mit frischen Mangos, Ananas, Bananen und Wassermelone.

Samstag, 7. Juli 2012

TAG 17 – da ist der Wurm drinnen


07.07.12 Tag 17 – da ist der Wurm drinnen

Für heute ist Experiment 4 geplant und zwar mit den Keimen, mit denen wir ursprünglich schon am 5. Juli beginnen wollten. Aber auch heute läuft nicht alles reibungslos, denn bei der Kontrolle der Agar-Platten finden wir auf gut einem ¼ kleine Würmchen. Meine Theorie: die Fruchtfliegengang, die den Inkubator erobert hat, legt in das Konsenswasser, im Deckel der Agarplatten, Eier ab. Schließlich krabbeln die kleinen Würmchen zum Agar und laben sich an meiner Arbeit… Wiederrum ist Kampf und Vernichtung angesagt und weitere Vorbereitungen für das morgige Experiment 5. Aber zum Glück sind nicht alle Platten kaputt und so können wir das Experiment trotzdem, ohne weitere Ereignisse durchführen.

Aber das ist noch nicht das Ende der wurmigen Ereignisse: zu Abend wollen wir heute einen Avocado verspeißen. Doch kaum ist sie angeschnitten, präsentiert sich auch schon einen Wurmherde, die durch die Avocado grast – der Hunger ist mir vergangen und Avocado steht so bald nicht mehr auf dem Speiseplan. 

Freitag, 6. Juli 2012

TAG 16 - Lake Bosumtwi



 06.07.12 TAG 16 – Lake Bosumtwi

Gestern Morgen nach der Fruchtfliegenattacke haben wir unsere neue Keim-Bouillon gestartet. Bis die Keime aber so sind wie wir sie brauchen, dauert es 48 Stunden – somit sind wir heute Labortechnisch zum Nichtstun verdammt.
Da Nelsons letzter Malaria-Tabletten Tag ist und er noch nicht ganz regeneriert ist, beschließen wir den Tag zum entspannen zu nutzen und zwar am Bosumtwe-See . Leichter gesagt als getan…
Wir starten unseren Trip um 09:30 vom Krankenhaus aus und erreichen unser Ziel – Lake Bosumtwe (Dorf: Abono) – um ca 13:00. Klingt nun so als ob der See Ewigkeiten weit weg wäre von Kumasi, aber tatsächlich sind es nur ca. 30 km. Wie kommt es, dass wir 3 ½ Stunden für diese Stecke brauchen? Vom Krankenhaus beginnt es mit einem Fußmarsch von 15 Minuten zur TroTro-Station, wo alle TroTros bereits voll vorbeidüsen. Daher nehmen wir ein shared-Taxi zur nächsten TroTro-Station: Makro. Auch dort sehen wir bereits lange Warteschlangen. Also marschieren wir einfach los – Kejeta, die Haupt-Trotro-Station, ist nur ungefähr 4 km entfernt. Nach ¾ des Weges treffen wir Aunty B., die den besten Weg nach Bosomtwe kennt. Also folgen ein Taxi, ein TroTro und noch ein Taxi, bis wir schließlich bei der Tro-Station im Süd-Osten Kumasi sind, welche an der Lake-Road liegt. Also noch ein TroTro bis zu einem Dorf nahe am See und das letzte Taxi um ins Dorf am See zu gelangen.
Staub-paniert, wandern wir gleich auf den See zu, aber alles ist voll mit Schülern in Partystimmung und natürlich werden wir mit der dazugehörigen Partymusik beschallt… asonto, asonto, asonot… aye, aye, aye. Keines der Touristen-Resorts ist in Sicht, keine Spur von Entspannung hier möglich. Aber so schnell will ich nicht aufgeben. Und daher machen wir uns auf die Suche, nach den ruhigen Plätzchen an die ich mich, von meinem letzten Besuch hier im Oktober 2011, erinnern kann.
500 m ins Dorfinnere, finden wir dann auch die verstaubten Signboards, die auf mein Ziel, das Rainbow-Garden Resort (4 km) hinweisen. Und nun beginnt der angenehmen Teil unserer Reise. Es ist zwar ein recht langer Fussmarsch dorthin, aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel. Wir spazieren vorbei am Paradise-Resort und gelangen ins erste Dorf. Alles voll mit Kindern. Alle entzückt uns zu sehen. 2 Kinder lösen sich aus der Gruppe und kommen auf uns zu. Es scheint „das Gehirn“ und „die Muskeln“ der Kindergruppe zu sein. Daher fragt uns the Brain alles Mögliche auf Englisch (howareyouwhatsyournamefromwhereareyoudoyoulikefootball) während der kleine Muskelprotz hinter ihm steht und ihn beschützt.
Wir spazieren noch durch 2 weitere Dörfer, zwischen denen immer ein langer matschiger Weg liegt, aber wir hören nur Vogelgezwitscher und Insektengezirpe und genießen das Spazieren daher sehr. Angelangt am Rainbow-Garden, präsentiert sich dieses jedoch mit verschlossenen Toren. Aber als ich das Glocken-Kettchen betätige, kommt ein freundlicher Mann aus einem naheliegendem Häuschen, stellt sich als Eric vor und begleitet uns zur Bar. Wir bestellen uns etwas zu Essen und zu Trinken und begeben uns zu einem Bänkchen am See. 


Es könnte kaum idylischer sein. Neben dem Bänkchen steht ein Esel, der friedlich vor sich hin grast, am Steg liegt ein Hund, der die Fische im Wasser beobachtet und im See selber sitzt ein Fischer auf seinem Rafd (ein einzelnes Holzbrett) und wirft sein Netz gekonnt aus. Für die Ashanti ist der See die Heimat ihres wichtigsten Gottes = Twi. Der See ist der Ort, an dem verstorbene Seelen bei Twi Abschied von der Erde nehmen. Da Twi kein Eisen mag, ist es verboten eisenhältige Gegenstände in den See zu tauchen. Und so entstand diese Art des Fischens.
Leider müssen wir uns nach dem Essen schon wieder auf unseren Weg nach Hause machen. Der Rückweg gestaltetet sich jedoch zum Glück unkomplizierter (Taxi, TroTro, Taxi) und so sind wir um halb 9 wieder in unserem Krankenhaus.

Donnerstag, 5. Juli 2012

TAG 15 - Die Kamikaze-Fruchtfliegen


05.07.12 Tag 15 – Die Kamikaze-Fruchtfliegen
Wie bereits vor 2 Tagen erwähnt… man sollte nicht zu viel planen! Gestern Abend hat alles danach ausgesehen, als ob wir heute unseren ersten Versuch mit einem anderen Keim starten könnten, aber was muss ich heute Morgen sehen?! In meinem flüssigen Keimzuhause schwimmen 2 tote Fruchtfliegen! Ich weiß nicht was diese Viecher dazu bewegt hat, sich in meine Arbeit zu stürzen, aber jedenfalls bedeutete das KRIEG und AUSROTTUNG aller auffindbaren Fruchtfliegen und Fruchtfliegenfreunde die so im Labor herum gesaust sind. Mit Erfolg! Wie viel schlechtes Karma ich nun wohl gesammelt habe?
Nun bleibt uns aber nichts anderes übrig als die Fruchtfliegen-Bouillon zu verwerfen und ein neues Experiment vorzubereiten. Auch das Auszählen und Auswerten des alten Experiments nimmt nicht allzu viel Zeit in anspruch und da es Nelson, trotz Malaria nicht so schlecht geht (ich verstehe immer noch nicht wieso er Malaria bekommt, bei den 2 Gelsenstichen die er hat – meine Beine sehen aus wie ein All-you-can-eat Buffet für Moskitos und mir geht es dennoch blendend), beschließen wir am Nachmittag ins National Cultural Center in Kumasi City zu trotron.
Das Cultural Center soll die Fülle an Ghanas Handwerkskunst näher bringen. Man kann sich ansehen wie die traditionellen Bronze-Figuren der Ashanti hergestellt werden, den Schnitzern und Möbelbauern darf man über die Schulter sehen, man kann einen riesigen Brennofen für Tongefäße bestaunen und dann darf man sich das alles zu überteuerten Preisen kaufen… ich glaube, dass die Idee des Cultural Center ursprünglich eine sehr gute war, aber leider ist es mittlerweile etwas verfallen und nicht mehr viel mehr als eine überteuerte Touristenfalle die sich in einem netten Park befindet.
Daher ist die Reise zum und vom Cultural Center viel spannender. Vorbei am Stadtteil der sich Magazin nennt, ein Gebiet, welches, ich weiß nicht wie viele Fußballfelder umfasst, und eigentlich nur aus alten Autoteilen besteht. Und zwar allen Autoteilen, die man sich vorstellen kann (oder in meinem Fall nicht vorstellen kann). Ich habe absolut kein Interesse an alten Autos, aber hier klebe selbst ich am Fenster und komme, aufgrund der Fülle an Teilen , nicht mehr aus dem Staunen. Quantität vor Qualität!
Und auch die Straßenhändler sind immer wieder ein Erlebnis. Was man in Ghana alles durchs Fenster kaufen kann. Ich bin immer wieder versucht, irgendetwas unnötiges zu kaufen, um einfach nur mal sagen zu können „Schau mal, dieses Poster über den Aufbau eines Ahornblattes, habe ich in Ghana auf der Straße gekauft.“ Und als ich so einen Blick auf die Poster werfe, verstehe ich auch plötzlich warum heute Morgen ein kleines Mädchen ganz verzückt (eigentlich nichts ungewöhnliches hier) auf Nelson zeigt und sagt „Look Mama, there is JESUS.“ Uns wurden hier schon viele Nationalitäten angehängt (hauptsächlich werden wir als Chinesen bezeichnet), aber das ich neuerdings mit Jesus Christus zusammen bin, ist mir neu. Aber wie gesagt, dass Poster hat mich erleuchtet, denn es sah tatsächlich aus wie Nelson, wenn er seine Haare offen trägt (was er nie tut – vielleicht weiß er schon, dass er ansonsten verwechselt wird) und vor allem jetzt, da er das Ladegerät für den Rasierer vergessen hat...

Mittwoch, 4. Juli 2012

TAG 14 - Welcome to Ghana


04.07.12 TAG 14 – Welcome to Ghana

Ich erwache neben einem Zombie! Nelson sieht wirklich nicht gut aus und klingen tut er noch viel schlimmer, aber besteht darauf mir heute bei Experiment 3 zu helfen.
Da wir nun schon eine gewisse Routine haben und zur Abwechslung alles mit unseren Platten hinhaut und auch sonst keine anderen unerwarteten Missgeschicke eintreten sind wir mit den Vorbereitungen bereits vor 10 Uhr fertig und starten unser Experiment.

Aber mit jeder Stunde die vergeht, sieht Nelson ein bisschen kranker aus (obwohl er immer noch behauptet, dass es bloß eine Verkühlung sei) und da ich mittlerweile genügend Leute mit Malaria gesehen habe, wird er zum Doktor des Krankenhauses geschickt. Dieser sieht in nur kurz an und meint: „Malaria – Welcome to Ghana“. Medikation: 3 x täglich 4 Tabletten von Medikament A für 3 Tage, 3 x täglich 1 Tablette von Medikament B für 5 Tage, aber zuallererst 1 Injektion in den Hintern. Ich komme mit in Schwester Esthers Kämmerchen und halte ihm die Hand, während sie Freude daran zu haben scheint, Nelsons nackten Po zu malträtieren. Aber es scheint als hätte Nelson auch seinen Spaß, denn er kriegt sich vor Lachen kaum noch ein, als er meint zu spüren, wie sich die Injektion in seinem Körper verteilt. Soll mir recht sein – wenn Malaria so spaßig ist, dann überleg ich mir das beim nächsten Mal auch. 







Dienstag, 3. Juli 2012

TAG 13 - Der Wettergott macht uns einen Strich durch die Rechnung


03.07.12 Tag 13 – Der Wettergott macht uns einen Strich durch die Rechnung

Man sollte in Ghana nicht allzu viel planen zB  dass man am nächsten Tag Zuhause anruft, oder ein Taxi von einer bestimmten Strasse aus nimmt oder ein Experiment am nächsten Tag machen will, denn genau dann wird es kein Internet, kein Taxi und kein gutes Wetter geben!



Und so erwachen wir heute Morgen bei strömendem Regen und Schiefnase (Nelson scheint sich verkühlt zu haben, bei dem „kaltem“ Wetter) und kurzerhand wird Experiment 3 auf Mittwoch verschoben, denn so wie die Wolkendecke aussieht wird es wohl heute nicht mehr aufhören zu regnen.
Aber auch ohne Experiment 3 haben wir genug zu tun. Denn die Ergebnisse von Experiment 2 warten darauf ausgewertet zu werden – und das ist ein ganzer Haufen!
Wenn man sich die letzten 3 Tage so ansieht, könnte man fast vergessen, dass wir in Ghana sind… aber nur fast! Denn schließlich ist dröhnende Musik allgegenwärtig: vormittags bis nachmittags eher Kirchengesang (die lauteste aus dem Radio vom Krankenhauswachmann – immer und immer wieder die gleich Kassette) und abends die Charts, die sich seit meinem letzten Aufenthalt in Ghana nicht verändert haben. Ich kann schon mitsingen: aye, aye, aye! Asonto, asonto, asonto…

Aber nicht nur die Musik erinnert uns wo wir sind, sondern auch die Obroni-Obroni-Sprechchöre sobald wir das Krankenhaus verlassen. Und dann heißt es: winken und lächeln, ab und zu ein „i’m fine“ oder „me ho ye“. Es ist manchmal anstrengend, aber wenn man sieht wie sich manche Leute freuen einen Obroni zu sehen und zu strahlen beginnen, strahlt man selber auch.

Montag, 2. Juli 2012

TAG 12 - Experiment 2


02.07.2012 Tag 12 – Experiment 2

Wie schon bei Experiment 1, beginnt unser Tag recht früh. Doch gleich um 7:45 der erste Schock! Ein Teil unserer Agarplatten ist im Kühlschrank eingefroren und somit kaputt. Die nicht gefrorenen Platten stehen unter Wasser und können daher auch nicht verwendet werden. Wir stürmen ins Labor und schalten unverzüglich den Neugeborenen Brutschrank ein, um zumindest die Platten die nur nass sind, noch zu retten/trocknen. Aber für das Experiment des heutigen Tages müssen wir wohl die Platten verwenden, die wir gestern hergestellt haben (aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind diese aber auch relativ nass).

Nach der ersten Aufregung läuft alles weitere reibungslos ab, bis zu dem Moment, als wir feststellen, dass wir anscheinend das Ventil des Autoklaven zu fest zugedreht haben und es nicht mehr aufbekommen. Nelson zieht und drückt mit allen möglichen Hilfsmitteln, aber das Ding bewegt sich keinen Millimeter. Er verschwindet in der Werkstatt und als er zurückkommt, verkündet er Freude strahlend, dass er es doch noch öffnen konnte, mit einem Werkzeug, dass im letzten Winkel des zu Entsorgung angedachten Altmetalls versteckt war. Ich hatte mir schon ausgemalt wie wir wohl ohne Autoklav auskommen müssen und mich schon vor einem Feuer mit Kochtopf gesehen. Aber doch noch alles gut gegangen - es scheint McGyver brauchte was zu basteln...

Nach 10 Stunden haben wir jetzt schließlich alle Messungen durchgeführt und den letzten Rest für morgen bzw. schon Donnerstag vorbereitet und begeben und auf die Jagt, denn neben all der Aufregung sind wir nicht zum Essen gekommen. Doch schon kurz nach der Krankenhausauffahrt geben wir unsere Jagd auf und stürzen uns auf Bohnen mit frittieren Kochbananen. Warum sich unnötig anstrengen, wenn das Einfachste doch gleich das Beste ist. Also Mahlzeit und hoffen wir das Experiment 3 weniger Ereignisreich wird!

Sonntag, 1. Juli 2012

TAG 11- Sonntagsbeschäftigungen eben


01.07.2012 Tag 11 – Sonntagsbeschäftigungen eben

Es ist Sonntag! Zuhause würde ich mich darüber freuen, aber hier heißt das: es ist Waschtag und das heißt wiederrum HANDWÄSCHE! Jedesmal bete ich um ein Wunder, dass es doch endlich Waschmaschinen regnet… leider! Kein Erfolg! Also spazieren wir mit unseren 2 Säcken Schmutzwäsche runter zum Waschplatz und los geht das gerubbel, quetsche und gewinde – bis die Finger runzlig sind. Nicht unbedingt eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, aber da ich zur Zeit versuche nicht ans Labor und die dort ev. vorhanden Ergebnisse, zu denken, eine willkommene Abwechslung.
Um 12 Uhr ist es schließlich so weit – die Keime hatten ihre 24 Stunden Schonfrist! Nun will ich Ergebnisse. Und tatsächlich – es ist etwas gewachsen! Und es sieht gar nicht schlecht aus! Man erkennt den Unterschied zwischen den einzelnen Verdünnungsstufen und man sieht, dass von Stunde zu Stunde immer weniger Keime vorhanden sind. Mit fällt ein Stein vom Herzen.

Die nächsten Stunden – bis kurz vor 22 Uhr – sind wir nur noch damit beschäftig auszuzählen, zu analysieren und auszuwerten und schließlich auch noch für die Versuche der kommenden 2 Tage vorzubereiten. Geplant ist nämlich sowohl für Montag als auch für Dienstag je ein Experiment, da wir im Zeitplan um einen Tag hinten liegen. 

TAG 10 - Das erste Experiment


30.06.12 TAG 10 – Das erste Experiment

Heute ist es endlich so weit, nach Reinigung und Adjustierung der Geräte, Vorbereitung der Medien und Gebrauchsmaterialien starten wir heute unseren ersten Versuch.
Um 8 Uhr beginnt Nelson mit dem Feinschliff seiner Wasserstrahlpumpe, damit wir später 100 ml Wasser filtern können und ich fange an die E.coli-Keimsuspension abzuzentrifugieren und aufzureinigen. Schließlich kommt das resuspendierte Pellet in unsere, schwer erkämpfte, 5 Liter Glasflasche, mit dem zu testenden Wasser. Da die Keimzahl recht hoch ist, kommt es zu einer sichtlichen Trübung des Wassers. 



Nach der Aufteilung des Wassers auf die Flaschen, kommen diese auf das Dach, auf dem Nelson auch schon unser Equipment, also den Computer mit den WADIs und dem UV-Messgerät aufgebaut hat.



Nun heißt es stündlich Proben zu nehmen, unseren Erwartungen nach zu verdünnen und zu hoffen, dass wir mit der Keimzahlabschätzung nicht allzu daneben gelegen sind. Viel Zeit bleibt zwischen den einzelnen Probennahmen nicht, denn alleine die Verdünnung und der Oberflächenausstrich auf den Platten dauert gute 30 Minuten. Dann muss aber noch für den nächsten Versuch vorbereitet werden und alles möglichst sauber gehalten werden.

Das Wetter ist zwar sehr bewölkt, aber dennoch zeigen sich bei der Duchsicht der Dateien zu Mittag Intensitäten von 20 W/m2, also schon ordentlich power.


Nach der 5. Stunde probieren wir das Filriergerät mit Nelsons – alias McGyvers – Wasserstrahlpumpe und sind beide ganz verzückt über die schnelle Filtrierung und vorallem, dass es tatsächlich möglich ist mit ein bisschen Phantasie soetwas zu bauen.

Um kurz vor 18 Uhr sind wir mit den Versuchen fertig, räumen noch alles weg, bereiten einige Dinge für die nächsten Versuche am Montag und Dienstag vor und verlassen schließlich um 19 Uhr das Labor um uns mit Monika noch ein nettes Abendessen zu gönnen. Meinem Hunger entsprechend, halte ich Ausschau nach halben gegrillten Schweinen, aber leider wird hier Schweinefleisch kaum gegessen und so entscheide ich mich in dem netten kleinen Restaurant in das uns Monika bringt für gegrillten Tilapia und fried rice.

Nach 1 ½ stündiger 3-fach Beschallung - vom Fernseher hinter unserem Tisch, der Musik aus den Mega-Boxen und jemandem der eine Rede über ein Mikrofon zu halten scheint – bekommen wir unser Essen serviert. Es sieht herrlich aus: ein Teller auf den gerade noch der duftende Fisch passt, dazu leckeres Gemüse und auf einem seperaten Teller der fritierte Reis mit Salat. Genau das richtige Essen nach so einem Tag.

Aber wenn man beschließt mit dem Taxi nach Hause zu fahren, sollten man sich solch ein üppiges Essen vielleicht 2 Mal überlegen. Im Dunkeln ist die Schweizer-Käse-Strasse noch viel schwieriger zu befahren, auch wenn der Taxifahrer die Strecke wie seine Westentasche kennt. Wir behalten unser Essen dennoch und werfen uns schließlich um halb 10 – bereits tiefste Nacht für ghanaische Verhältnisse, ins Bett.