22.07.12 Tag 31 – das andere Akropong
Am 25. ist unser Rückflug, aber bis
dahin wird sich Martin weiteren Geschäften widmen (Georg, unser CEO, sollte
heute in Accra landen) und ich darf nach Akropong reisen, wo ich im Herbst 2011
3 Monate für Help4Ghana und deren SODIS- und Schulprojekte tätig war.
Also auf zur Asafo-Busstation und
durch fragen das richtige TroTro gefunden. Ich sitze um 11 im Trotro, um 12 Uhr
geht die Reise los und ca. 5 Minuten später schlafe ich tief und fest – das hin-
und hergeschaukel macht mich immer schrecklich müde. Zwischenzeitlich wache ich
kurz auf, registriere das wir in Obusi, dem Ort mit der größten Goldmine
weltweit sind, und schlafe gleich beruhigt wieder ein, da ich weiss, dass Obusi im Süden Kumasis
ist, also sollte ich auf dem richtigen Weg sein. Leider habe ich nicht gewusst,
dass Obusi im SÜD-WESTEN liegt… ich aber in den Südosten muss (=Eastern
Region).
Nach 3 ½ Stunden Fahrt werde ich wach
gerüttelt und man sagt mir, dass wir da sind. Akropong. Ich habe keine Ahnung
wo ich bin. Das Akropong, das ich kenne sieht ganz anders aus. Und auch wenn
ich seit einem halben Jahr nicht mehr hier war, so stark kann sich ein Ort
nicht verändern. Also sage ich das, dass hier unmöglich Akropong, Eastern
Region, nähe Koforidua sein kann… sie stimmen zu. Es ist Akropong, Western
Region. Alle sehen mich schockiert an
und sofort läuft das halbe Dorf herbei um sich zu beratschlagen was nun mit mir
passieren soll, denn von diesem Ort fährt heute kein Trotro mehr nach Kumasi
oder sonst wohin. Die eine Hälfte des Dorfes meint ich sollte ein Taxi nach
Takoradi nehmen, die andere, dass ich ein Taxi nach Kumasi nehmen soll. Und
während um mich herum wild gestikuliert und diskutiert wird, stehe ich in der
Mitte und lache – ok, ich bin schon mal in die falsche U-Bahn gestiegen, aber
200 km in die komplett falsche Richtung zu fahren ist mir noch nie passiert.
Aber ich war eh noch nie in der Western Region Ghanas!
Mitten in dem Durcheinander, ich an
meinen Koffer geklammert, fährt ein Privatauto durch die Meute, und ein Herr
winkt aus dem Fenster und ruft „Kumasi, Kumasi“. Ich springe auf das Auto zu,
frage ob er wirklich nach Kumasi fahrt und wieviel er verlangt (denn das stellt
bei den Plänen der Dorfbewohner auch ein großes Problem dar – unverschämt hohe Obroni-Preise…
aber ich kann es ihnen nicht verübeln! Ich bin ja schließlich ein gefundenes
Fressen!).
Für lächerliche 10 Cedi darf ich in
das Auto steigen und werde von 4 lächelnden Personen willkommen geheißen, die,
wie sich herausstellt, Zeugen Jehovas sind (in Ghana gibt es sehr viele
christliche Religionen, die alle akzeptiert sind und friedlich nebeneinander
bestehen. Aber Vorsicht! Man sollte hier nie sagen, dass man KEINER Religion
angehört…). Und so tuckere ich mit ihnen zurück nach Kumasi, wo sie für mich
das richtige Trotro suchen und mich sicher an den Fahrer übergeben. Wie meine
liebe Christine (H4G Obfrau) immer sagt – es kommt immer alles recht!
Ich bin nun mittlerweile seit 7
Stunden unterwegs, aber nun beginnt erst meine richtige Reise – 200 km in den
süd-osten Ghanas nach Akropong-Akuapem. Da, wie bereits des öfteren erwähnt,
die Strassen in Ghana nicht unbedingt berauschend sind, braucht man für solch
eine Strecke, je nach Verkehr, zwischen 4 und 8 Stunden. Aber da im Dunkeln
niemand fahren möchte, ist kein Verkehr mehr und so erreiche ich Koforidua um
kurz nach 23 Uhr.
Für gewöhnlich fahre ich nicht mehr in der
Weltgeschichte herum, wenn es dunkel ist. Einerseits wegen der schlechten
Straßenbedingungen und andereseits, sagt einem jeder Ghanaer und nicht-ghanaer
der schon länger in Ghana lebt, dass es in der Nacht sehr gefährlich werden
kann, wegen Überfällen. Ich steige somit mit einem mulmigen Gefühl in Koforidua
aus, stürze mich mit meinem Giganto-Koffer auf das nächste Taxi und erzähle dem
Taxler von meiner kleinen Ghana-Rundreise, in der Hoffnung, dass, falls er ein
Dieb ist, er beschließt mich nicht zu berauben, weil ich so ein kleines
armseliges Würstchen bin. Und es klappt. Ich komme ohne Probleme nach Akropong,
schreie schließlich den Portier meines Hotels (Bella Vista, hübsches Hotel und
mega-freundliches Personal! Ach, ich hab sie vermisst) aus dem Schlaf und
bekomme tatsächlich noch ein Zimmer.
Hier gibt es sogar WARMES Wasser! Nach
5 Wochen kalten Duschen und nun einer Staubschicht in meinem Gesicht, die es
mir unmöglich mach, zu lächeln, da mein Gesicht und meine Haare vor Dreck ganz
steif sind, habe ich mir diese Dusche verdient und falle dann sofort in mein
Bett. Unfreiwillige Abenteuer sind anstrengend, aber zumindest hat man dann was
zu erzählen.