Donnerstag, 5. Juli 2012

TAG 15 - Die Kamikaze-Fruchtfliegen


05.07.12 Tag 15 – Die Kamikaze-Fruchtfliegen
Wie bereits vor 2 Tagen erwähnt… man sollte nicht zu viel planen! Gestern Abend hat alles danach ausgesehen, als ob wir heute unseren ersten Versuch mit einem anderen Keim starten könnten, aber was muss ich heute Morgen sehen?! In meinem flüssigen Keimzuhause schwimmen 2 tote Fruchtfliegen! Ich weiß nicht was diese Viecher dazu bewegt hat, sich in meine Arbeit zu stürzen, aber jedenfalls bedeutete das KRIEG und AUSROTTUNG aller auffindbaren Fruchtfliegen und Fruchtfliegenfreunde die so im Labor herum gesaust sind. Mit Erfolg! Wie viel schlechtes Karma ich nun wohl gesammelt habe?
Nun bleibt uns aber nichts anderes übrig als die Fruchtfliegen-Bouillon zu verwerfen und ein neues Experiment vorzubereiten. Auch das Auszählen und Auswerten des alten Experiments nimmt nicht allzu viel Zeit in anspruch und da es Nelson, trotz Malaria nicht so schlecht geht (ich verstehe immer noch nicht wieso er Malaria bekommt, bei den 2 Gelsenstichen die er hat – meine Beine sehen aus wie ein All-you-can-eat Buffet für Moskitos und mir geht es dennoch blendend), beschließen wir am Nachmittag ins National Cultural Center in Kumasi City zu trotron.
Das Cultural Center soll die Fülle an Ghanas Handwerkskunst näher bringen. Man kann sich ansehen wie die traditionellen Bronze-Figuren der Ashanti hergestellt werden, den Schnitzern und Möbelbauern darf man über die Schulter sehen, man kann einen riesigen Brennofen für Tongefäße bestaunen und dann darf man sich das alles zu überteuerten Preisen kaufen… ich glaube, dass die Idee des Cultural Center ursprünglich eine sehr gute war, aber leider ist es mittlerweile etwas verfallen und nicht mehr viel mehr als eine überteuerte Touristenfalle die sich in einem netten Park befindet.
Daher ist die Reise zum und vom Cultural Center viel spannender. Vorbei am Stadtteil der sich Magazin nennt, ein Gebiet, welches, ich weiß nicht wie viele Fußballfelder umfasst, und eigentlich nur aus alten Autoteilen besteht. Und zwar allen Autoteilen, die man sich vorstellen kann (oder in meinem Fall nicht vorstellen kann). Ich habe absolut kein Interesse an alten Autos, aber hier klebe selbst ich am Fenster und komme, aufgrund der Fülle an Teilen , nicht mehr aus dem Staunen. Quantität vor Qualität!
Und auch die Straßenhändler sind immer wieder ein Erlebnis. Was man in Ghana alles durchs Fenster kaufen kann. Ich bin immer wieder versucht, irgendetwas unnötiges zu kaufen, um einfach nur mal sagen zu können „Schau mal, dieses Poster über den Aufbau eines Ahornblattes, habe ich in Ghana auf der Straße gekauft.“ Und als ich so einen Blick auf die Poster werfe, verstehe ich auch plötzlich warum heute Morgen ein kleines Mädchen ganz verzückt (eigentlich nichts ungewöhnliches hier) auf Nelson zeigt und sagt „Look Mama, there is JESUS.“ Uns wurden hier schon viele Nationalitäten angehängt (hauptsächlich werden wir als Chinesen bezeichnet), aber das ich neuerdings mit Jesus Christus zusammen bin, ist mir neu. Aber wie gesagt, dass Poster hat mich erleuchtet, denn es sah tatsächlich aus wie Nelson, wenn er seine Haare offen trägt (was er nie tut – vielleicht weiß er schon, dass er ansonsten verwechselt wird) und vor allem jetzt, da er das Ladegerät für den Rasierer vergessen hat...

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