05.07.12 Tag 15 – Die Kamikaze-Fruchtfliegen
Wie bereits vor 2 Tagen erwähnt…
man sollte nicht zu viel planen! Gestern Abend hat alles danach ausgesehen, als
ob wir heute unseren ersten Versuch mit einem anderen Keim starten könnten,
aber was muss ich heute Morgen sehen?! In meinem flüssigen Keimzuhause
schwimmen 2 tote Fruchtfliegen! Ich weiß nicht was diese Viecher dazu bewegt
hat, sich in meine Arbeit zu stürzen, aber jedenfalls bedeutete das KRIEG und AUSROTTUNG
aller auffindbaren Fruchtfliegen und Fruchtfliegenfreunde die so im Labor herum
gesaust sind. Mit Erfolg! Wie viel schlechtes Karma ich nun wohl gesammelt
habe?
Nun bleibt uns aber nichts
anderes übrig als die Fruchtfliegen-Bouillon zu verwerfen und ein neues
Experiment vorzubereiten. Auch das Auszählen und Auswerten des alten
Experiments nimmt nicht allzu viel Zeit in anspruch und da es Nelson, trotz
Malaria nicht so schlecht geht (ich verstehe immer noch nicht wieso er Malaria
bekommt, bei den 2 Gelsenstichen die er hat – meine Beine sehen aus wie ein
All-you-can-eat Buffet für Moskitos und mir geht es dennoch blendend),
beschließen wir am Nachmittag ins National Cultural Center in Kumasi City zu
trotron.
Das Cultural Center soll die
Fülle an Ghanas Handwerkskunst näher bringen. Man kann sich ansehen wie die
traditionellen Bronze-Figuren der Ashanti hergestellt werden, den Schnitzern
und Möbelbauern darf man über die Schulter sehen, man kann einen riesigen
Brennofen für Tongefäße bestaunen und dann darf man sich das alles zu
überteuerten Preisen kaufen… ich glaube, dass die Idee des Cultural Center ursprünglich
eine sehr gute war, aber leider ist es mittlerweile etwas verfallen und nicht
mehr viel mehr als eine überteuerte Touristenfalle die sich in einem netten
Park befindet.
Daher ist die Reise zum und vom
Cultural Center viel spannender. Vorbei am Stadtteil der sich Magazin nennt, ein
Gebiet, welches, ich weiß nicht wie viele Fußballfelder umfasst, und eigentlich
nur aus alten Autoteilen besteht. Und zwar allen Autoteilen, die man sich
vorstellen kann (oder in meinem Fall nicht vorstellen kann). Ich habe absolut
kein Interesse an alten Autos, aber hier klebe selbst ich am Fenster und komme,
aufgrund der Fülle an Teilen , nicht mehr aus dem Staunen. Quantität vor
Qualität!
Und auch die Straßenhändler sind
immer wieder ein Erlebnis. Was man in Ghana alles durchs Fenster kaufen kann.
Ich bin immer wieder versucht, irgendetwas unnötiges zu kaufen, um einfach nur
mal sagen zu können „Schau mal, dieses Poster über den Aufbau eines
Ahornblattes, habe ich in Ghana auf der Straße gekauft.“ Und als ich so einen
Blick auf die Poster werfe, verstehe ich auch plötzlich warum heute Morgen ein
kleines Mädchen ganz verzückt (eigentlich nichts ungewöhnliches hier) auf
Nelson zeigt und sagt „Look Mama, there is JESUS.“ Uns wurden hier schon viele
Nationalitäten angehängt (hauptsächlich werden wir als Chinesen bezeichnet),
aber das ich neuerdings mit Jesus Christus zusammen bin, ist mir neu. Aber wie
gesagt, dass Poster hat mich erleuchtet, denn es sah tatsächlich aus wie Nelson,
wenn er seine Haare offen trägt (was er nie tut – vielleicht weiß er schon,
dass er ansonsten verwechselt wird) und vor allem jetzt, da er das Ladegerät für den Rasierer vergessen hat...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen